Aachen. Es war ein bewegender Abschied in der Familienbildungsstätte (FBS). Rund 100 Menschen, die im Laufe der vergangenen 16 Jahre in einer Trauer-Situation Begleitung, Beratung und Betreuung gesucht hatten, waren zu Ehren von Gerda Palm gekommen.
Denn seit Ende vergangenen Jahres ist die beliebte Trauerbegleiterin, die zuletzt im Rahmen einer halben Stelle beschäftigt war, arbeitslos. Seit 1988 stand sie in der FBS Müttern und Vätern hilfreich zur Seite, die ein Kind durch Fehlgeburt, Totgeburt, Säuglingstod oder Schwangerschaftsabbruch verloren haben.
Neben der Einzelberatung fanden Betroffene in mehreren Trauergruppen ein Forum, um sich mit Menschen in ähnlicher Situation auszutauschen. Gemeinsam suchte man nach Wegen, um den schrecklichen Verlust zu bewältigen. Auch Hebammen, Ärzte und Seelsorger wurden von Gerda Palm geschult, um mit Verlust und Trauer in ihrer nächsten Umgebung besser umgehen zu können.
Leider können diese wichtigen Aufgaben vom Bistum Aachen nicht finanziert werden. Auch andere Einnahmequellen wie etwa Zuwendungen aus der ARD-Fernsehlotterie, fallen weg, auch wenn Edith Bircken, die Leiterin der FBS, bis zuletzt engagiert um neue Finanzierungslösungen gekämpft habe, wie Gerda Palm dankbar resümiert.
So kann die Trauerarbeit an der FBS in der bisherigen Form nicht fortgesetzt werden. Allerdings, so stellt Edith Bircken klar, werden bestimmte Angebote wie Gruppen für trauernde Angehörige erwachsener Verstorbener oder für Menschen, die eine nahestehende Person durch Suizid verloren haben, mit den bisherigen Honorarkräften in der FBS weitergeführt.
Bei Gerda Palm ist die Situation anders: Die Pädagogin, systemische Familienberaterin, Trauerbegleiterin und Buchautorin wird sich ab Herbst selbstständig machen, will ihre Angebote unter neuen Bedingungen aufrecht erhalten. Die Konsequenz: Interessenten werden für die Teilnahme an den Trauergruppen deutlich mehr bezahlen müssen. Erheblich teurer wird dann auch die Einzelberatung.
Dem Verein «Verwaiste Eltern» ist es zu verdanken, dass die schlimmsten sozialen Härten abgewendet werden können. «Wir sind bereit, Menschen finanziell zu unterstützen, die es sich nicht mehr leisten können, die Angebote von Gerda Palm in Anspruch zu nehmen», erklärt Vereinsvorsitzende Katarina Wulf-Krause.
Das kann gerade in akuten Notsituationen von großer Bedeutung sein, wenn die Trauerbegleiterin zum Beispiel zu Eltern in ein Krankenhaus gerufen wird und es angesichts der dramatischen Umstände selbstverständlich keine Rolle spielen darf, ob jemand die Hilfe auch wirklich bezahlen kann.
Katarina Wulf-Krause ist optimistisch, dass ihre Organisation die zusätzliche Belastung schultern kann. Dennoch ist die Lage schwierig. Der Verein «Verwaiste Eltern», der mit dem Ziel gegründet wurde, die Trauerarbeit auf ein finanziell besser ausgestattetes Fundament zu stellen, zählt nur 54 Mitglieder, trägt sich ausschließlich über Spenden.
Zudem ist die Fluktuation relativ hoch, da sich etliche Betroffene zurückziehen, wenn sie den Verlust ihrer Kinder nach einigen Jahren besser bewältigt haben. Dank der Initiative von Gerda Palm und des großen Engagements vieler Vereinsmitglieder gelang es, auf zwei Aachener Friedhöfen Gräberfelder für fehl- und tot geborene Kinder mit einem Gewicht unter 500 Gramm anzulegen.
Auf dem Westfriedhof I befindet sich seit einigen Monaten eine Gedenkstätte für fehl- und tot geborene Kinder, die nicht beerdigt worden sind. Am 8. Mai werden bei einer feierlichen Zeremonie eigens für die Gedenkstätte geschaffene Skulpturen eingeweiht. Im Rhythmus von etwa anderthalb Jahren organisiert der Verein «Verwaiste Eltern», der bis auf weiteres seinen Sitz in der FBS behalten wird, auch ökumenische Gedenkgottesdienste.
Der Verein freut sich über Spenden auf das Konto 27022888, bei der Sparkasse Aachen (BLZ 39050000). Weitere Informationen bei Gerda Palm unter 0241/76688.
Von unserem Redakteur Ralph Allgaier